Sprüche auf Hintergrundbildern. Wie sich mir beim scrollen die Nackenhaare aufstellen. Nicht, weil sie seicht und orthografisch kaputt sind und/oder die grafische Gestaltung an ihren Vorgänger, den esoterischen Wandkalender erinnert. Nein: Es regt sich eine Facette des Utopisten in mir, der die Information frei fließen sehen will, der das Semantic Web feiert, unter schlechten OCR-Werkzeugen gelitten hat oder einfach nur was markieren, kopieren und einfügen will, wo nunmal kein Bild eingefügt werden kann.
Ich bin über diese verbreitete Unsitte derart traurig, dass ich am Liebsten sofort eine Kampagne dagegen starten will:
Leute, hört auf, Text in Rastergrafik zu konvertieren!
Hört sofort damit auf und unternehmt im Gegenteil jeden notwendigen Versuch, beim Textformat zu bleiben. Ihr nehmt dem Text seine edelste Güte! Wenn Ihr auf Facebook Schönschrift vermisst, dann merkt Euch endlich das Passwort für Euer WordPress!
Die leidigen Anwendungsfälle
- Überschriften und Markennamen in schick für Arme
Aus den Anfängen des Internet bekannt haben sie sich bis heute nicht ausrotten lassen. Meistens obendrein ohnealt
undtitle
tag, sodass Suchmaschinen keine Ahnung haben, was da steht. - Nachdenkliche Sprüche mit Bilder
- Zitat zu lang für Twitter
Anfangen richtig zu nerven tut es, wenn relevante Quellen in der Timeline auftauchen, die mal eben per screenshot eingefügt wurden, weil sie halt zu lang sind für Twitter. Oder weil für jemandenCopy
&Paste
zu komplex ist. - Durchreichen, bitte!
Schön in der vollen Breite zeigt sich die Problematik erst, wenn Zitate eben das machen, wofür sie da sind – tradiert zu werden. Spätestens dann wird es nämlich auch mit dem Quellennachweis früher oder später brenzlich. - Spezialtäter Lehrer
Von einer falschen Bildungspolitik gegeißelt sehen sich gegenwärtig Schüler und Lehrer, Studierende und Dozenten. Hoffentlich wird das zunehmend beherzte Prinzip „Public Money – Public Code“ auch auf das Thema Open Educational Resources (OER) übertragen, denn nichts ist frustrierender für Mittelstüfler, als mit den notdürftigen Raubkopien der gedruckten Verlagsprodukte des Vor-Corona-Zeitalters arbeiten zu müssen. Ihr würdet Euch bedanken, wenn Ihr ein PDF im Moodle fändet, in das ein einziges JPG gekapselt ist, das widerum einen Absatz zeigt, in dem man als Hausaufgabe doch bitte die Kommata einsetzen soll. Am Rechner. #WTF, wirklich.
Wie denn sonst?!?
Man soll ja immer schön konstruktiv bleiben. Also: Was tun, um das Monster nicht zu füttern? Bitte sehr…
- Widersteht der Versuchung. Denkt weiter als nur an Eure direkten Empfänger. Denkt an Kürzung, Teilzitierung, Verwendung in anderen Texten. Denkt an Maschinenlesbarkeit! Vertraut auf KI als Wundermittel zur Überwindung der natürlichen Kommunikationsschranken, zuallererst durch automatische Übersetzung.
- Glaubt dagegen nicht an KI als Wunderheilmittel gegen Eure Faulheit. OCR ist eine schmerzhafte Operation mit hässlichen Narben. Formatierung geht verloren!!!!einself!
- Wenn etwas länger ist, als erlaubt, dann gehört es nicht in dieses Medium. Punkt. Verlinkt Eure Quelle ordentlich und gut.
(Anmerkung: Wir brauchen einen Standard für das Teilen von Webseiten mit digitalem Textmarker. Ganz niedrigschwellig.) - Wann immer Euch Text nur in gerasterter Form vorliegt, seid die edlen Ritter in schimmernder Rüstung und zieht aus, den heiligen Gral, die Urschrift zu besorgen – sehr gerne auch auf dem Amtsweg, die Damen und Herren aus Forschung und Lehre!
2 Antworten auf „Text in Rastergrafik – Eine Seuche“
Das heißt nachdenkliche Sprüche mit Bilder, nicht Sprüche mit Bilder!
*erledigt*
(war, glaube ich, Absicht, aber: Bittesehr!)